Blindes Mädchen

Blindes Mädchen

Die Sonne streichelt ihr Gesicht,
sie lächelt, doch sie sieht sie nicht.
Und dennoch spürt sie ihre warmen
Strahlen, die sie sanft umarmen.

Um sie herum herrscht Dunkelheit,
ein schwarzes Tuch, die ganze Zeit.
Der Wind spielt leis´ in ihren Haaren.
zum Himmel ihre Finger fahren.

Sie denkt sich oft, wie es wohl wär´,
säh´ sie die Stadt, das weite Meer.
Malt sich die Welt in tausend Farben,
die schon vor vielen Jahren starben.

Wie sieht die Wiese aus, das Gras,
in dem sie noch so eben saß?
Welch´ Farbenpracht bedeckt das Land,
die Blume, die sie gestern fand?

Wie scheint das blau, wie ist das rot,
warum sagt man, schwarz wie der Tod.?
Sind Wolken wirklich silbergleich,
welch´ Farbe hat der Fisch im Teich?

Wie sieht der Mann aus, der sie fragte,
wie sehr das Blind sein an ihr nagte?
Die alte Frau, die fröhlich singt,
die ihr Kakao und Kuchen bringt?

Nur einmal möchte sie es sehen,
möcht´ alles ringsherum verstehen.
Die Sonne streichelt ihr Gesicht,
sie lächelt, doch sie sieht sie nicht.

© Hansjürgen Katzer, Juni 2003







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