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Gedichte die das Leben schrieb |
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© Hansjürgen Katzer 2011
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3. Auf Wanderschaft
Gegen Mittag hatte der kleine Wichtel eine Gegend erreicht, die ihm völlig unbekannt war. Nie zuvor in seinem Leben war er hier gewesen. Ein alter Hohlweg führte immer Richtung Westen. Tiefe Spuren eines Pferdefuhrwerkes verrieten ihm, dass er sich hier in einer von Menschen bewohnten Gegend befand. Eugen Balduin Munkelpietz kannte die Menschen sehr gut. Einige wenige waren recht freundlich zu ihm gewesen, aber die meisten hatten ihn sehr schlecht und voller Hochmut behandelt. Es war noch ziemlich kalt und die Sonne hatte sich hinter dichten Regenwolken verzogen, die immer dunkler und bedrohlicher wurden. Noch war es trocken, aber der Wichtel wusste, dass er sich schnellstens einen Unterschlupf suchen musste, wollte er nicht fürchterlich nass werden. Er ging schnellen Schrittes weiter, obwohl ihm seine kleinen Wichtelfüße schon ein wenig weh taten. Bald darauf erblickten seine Augen eine Heidelandschaft. In der Ferne konnte er einen kleinen Stall erkennen, dieser würde ihm sicherlich Schutz vor einem kühlen Regenguss bieten können. Als er den Stall fast erreicht hatte öffnete der Himmel seine Regenschleusen und der kleine Wichtel wurde doch noch furchtbar nass.
„Das fängt ja gut an,“ schimpfte er lauthals und öffnete die Tür des Stalles um einen Blick hineinzuwerfen. Der Stall war leer. In einer Ecke befand sich ein kleiner Strohhaufen und es roch ein wenig nach Schafen. Der Wichtel trat in den Stall ein und begann sogleich damit, sich die nassen Kleider auszuziehen. „Ach wäre ich doch nur Zuhause geblieben, wie warm hätte ich es dann jetzt haben können,“ flüsterte er leise vor sich hin. Er hängte die nassen Kleider zum Trocknen auf und hüllte sich in eine warme Decke, die er rasch aus seinem Rucksack gezogen hatte. Bald schon fühlte er sich wesentlich besser und die Kälte wich aus seinen Gliedern. Draußen goss es immer noch wie aus Kübeln, aber das war dem Wichtel jetzt egal. Er packte seinen Proviantbeutel aus, aß ein wenig Brot und etwas Käse und trank Wasser aus der ledernen Trinkflasche. Nachdem er fertig gegessen und getrunken hatte bereitete er sich auf dem Stroh ein warmes und weiches Nachtlager. Der Regen schlug immer noch gegen die hölzernen Wände und das Dach des Stalles. Eine behagliche Wärme übermannte ihn bald, er hüllte sich fester in seine warme Decke und legte sich auf das Strohlager. Schon bald darauf war er eingeschlafen.
Wäre er nur einen Moment länger wach geblieben, so hätte er wahrscheinlich den alten, schwarzen Raben bemerkt, der ihm den ganzen Tag über hoch in der Luft kreisend gefolgt war und der jetzt ganz still und leise im Gebälk des Stalldaches Platz genommen hatte und ihn mit kalten, starren Augen beobachtete.
Als der Wichtel am nächsten Morgen erwachte fühlte er sich sehr matt. Sein Kopf schmerzte und seine Glieder waren ganz steif, außerdem musste er mehrmals heftig niesen. Der Regen hatte mittlerweile aufgehört. Doch nun zogen dichte Nebelschwaden durch die Landschaft und boten ein gespenstisches Bild. Nachdem Eugen Balduin Munkelpietz aufgestanden war und sich die inzwischen wieder getrockneten Kleider angezogen hatte, bemerkte er das er bestohlen worden war.
„Das Proviant, oh man hat mich beraubt, ach du grüne Neune, man hat mir alles geklaut, ich fasse es gar nicht!“ Er war außer sich vor Wut und Enttäuschung, aber so sehr er auch suchte, der Proviantbeutel mit all den leckeren Sachen blieb verschwunden. Das einzigste was er fand war eine alte Rabenfeder. Missgelaunt stand er nun in der Mitte des Stalles. Wenigstens der Rucksack und die lederne Trinkflasche waren ihm noch geblieben. Für einen kurzen Moment überlegte der Wichtel ob es nicht besser wäre in den Teufelswald zurückzukehren, aber dann verwarf er diesen Gedanken wieder. „Nein, ich werde weitergehen alles andere wäre feige,“ sprach er sich neuen Mut zu.
Und als der Nebel sich ein wenig aufgelöst hatte, machte er sich tatsächlich wieder auf den Weg. Ihm war schrecklich kalt und er konnte kaum mehr als zehn Schritte weit sehen. Aber nach einiger Zeit stieß er auf einen schmalen Pfad, der durch die Heide führte.
Diesem Weg folgte er. Später knurrte ihm ganz fürchterlich der kleine Wichtelmagen und er hätte ein Silberstück für einen Kanten Brot gegeben. Aber weit und breit war nichts zu sehen, außer einer weißen Nebelwand. Weiter und weiter trieb es ihn, bis ihm die kleinen Wichtelfüße wieder wehtaten und er sich müde auf einen großen Stein setzte, der am Wegesrand lag. Er trank einen großen Schluck aus der ledernen Wasserflasche und atmete kräftig durch. Wieder musste er kräftig niesen und er putzte sich mit der Hand die Nase ab. „Ich glaube ich habe mich verlaufen, murmelte er vor sich hin. Es kann doch nicht sein, das ich den ganzen Tag über keinem Tier und keiner Menschenseele begegnet bin!“
Dann erhob er sich wieder und marschierte weiter bis die Abenddämmerung hereinbrach. Als er endlich den Rand eines Waldes erreichte, hätte er am liebsten jubeln mögen, so groß war seine Freude darüber. Er ging noch etwas weiter, bis der Baumbestand etwas dichter wurde und suchte sich dann einen Schlafplatz unter einer großen Tanne. Der Boden war zwar etwas feucht, aber nachdem der Wichtel einige Tannenzweige auf dem Boden ausgelegt hatte war er sicher, das er hier sehr gut schlafen würde. Er überlegte noch kurz ob er ein wärmendes Feuer entfachen sollte, ließ es dann aber doch sein, denn er war einfach zu müde um noch trockenes Holz zu suchen. Er mummelte sich in seine warme Decke ein, die er wieder aus dem Rucksack gezogen hatte und lauschte dem Gesang der Vögel, die hoch über ihm im Geäst der Bäume sangen. Er verstand zwar nicht genau was sie da sangen, obwohl er der Sprache der Tiere mächtig war, aber das war egal. Hauptsache er fühlte sich nicht so alleine.
„Was Walburga Wichtig jetzt wohl macht und Grimmbart Dachs,“ flüsterte er ganz leise. Wie gern wäre er jetzt bei ihnen im Teufelswald gewesen. Mit diesen Gedanken schlief er dann ein.
© Hansjürgen Katzer, 1997
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