Der Jäger
Abends schleicht durch dunklen Forst,
der Jäger Karl aus Falkenhorst,
trägt sein Gewehr, blickt ringsumher,
zu Hause ist der Kühlschrank leer.
Ein Hasenbraten wär´ ganz nett,
oder ein Rebhuhn, drall und fett.
Auch einen jungen Bock zu schießen,
das würd´ der Karl jetzt sehr genießen.
Doch bisher lief nichts vor die Flinte,
am Hochsitz trifft er gleichgesinnte
Jägersleut´ mit Donnerröhren,
die des Waidmanns Heil beschwören.
Ach, der Mond geht auch schon auf,
steigt zu seinem Himmelslauf.
Und so manches Sternlein blinkt,
still die Nacht hernieder sinkt.
Der Waldkauz ruft und eine Eule,
fängt Mäusespeck mit viel Geheule.
Dem Karl, dem wird das Warten lang,
derweil ein Schuss im Walde klang.
Es blitzt kurz auf, dann ist es still,
der Karl sich kaum beruhigen will.
Es fließt das Blut aus seiner Brust,
vergangen ist des Waidmanns Lust.
Mit Schrot gepudert liegt er da,
weiß nicht genau was ihm geschah,
Noch ruft er kläglich: „Helft ihr Deppen,
ihr müsst mich schnell zum Doktor schleppen!"
Den Karl den wilden Jägersmann,
trägt man geschwinde durch den Tann.
Ein Jagdfreund dacht´ im Mondenschein,
der Karl der würd´ ein Wildschwein sein.
Drei Stunden wird er operiert,
zwei Liter Blut, der Karl verliert.
Dann stirbt er trotzdem und ist tot,
es leuchtet schon das Morgenrot.
Und die Moral von der Geschicht´,
schleich Nachts durch dunkle Wälder nicht,
Weil auch wenn dort kein Jagdhund kläfft,
ihr auf manch wilden Jäger trefft.
© Hansjürgen Katzer, November 2004
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