Das Mädchen
Sie wartet jede Nacht auf Kunden,
an der Ausfallstraße vier.
Und ihr Herz trägt tausend Wunden
und sie riecht nach schalem Bier.
Kalt die Großstadtsilhouette,
namenlos jedes Gesicht.
Nervös raucht sie Zigarette,
ach, ihr Mund ist ein Gedicht.
Manchmal hält einer der Wagen,
blass und ängstlich steigt sie ein.
Ekel bohrt sich in den Magen
und sie möchte nur noch schrei´n.
Kalt die Hand, zwischen den Beinen,
später denkt sie gar nichts mehr.
Greift versunken nach den Scheinen
und ihr Herz ist krank und leer.
Liebe kann sie nur noch schreiben,
nein, ihr Herz kennt keinen Traum.
Regen küsst die Fensterscheiben,
doch das Mädchen merkt ihn kaum.
Jede Nacht erscheint ihr Lude
und sie rückt die Kohle raus.
Später in der kleinen Bude,
heult sie sich die Augen aus.
Sinnlos manches Fixerleben,
Koks und Crack und Heroin.
Stumm auf rosa Wolken schweben
und der engen Welt entflieh´n.
Doch man kann sich nicht betrügen,
auch am Ende kein Genuss.
Dafür lauter kleine Lügen
und vielleicht ein goldner Schuss.
© Hansjürgen Katzer, Mai 2002
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